Samstag, 20. März 2010

Fazit China

[Falk] Nun sind zwei Wochen vergangen, seit dem wir Peking erreicht haben und die Planung unserer Heimreise ist beendet.
Ich habe mich mittlerweile mit der neuen Situation angefreundet, dass unsere Reise hier zu Ende geht. Seit das Bike in alle Einzelteile zerlegt ist, fällt es mir nicht mehr so schwer mit unserer Tour abzuschließen.
Nun haben uns schon einige gefragt, ob wir noch etwas über Peking schreiben, oder ob unsere Geschichte mit der Ankunft in Peking endet. Ich konnte die ganze Zeit bis heute schlicht und einfach nichts schreiben. Jetzt ist aber die Zeit reif und ich fühle mich im Stande, die letzten drei Monate zusammenzufassen. Wir beenden den Blog mit diesem Eintrag. Er wird für die Nachwelt erhalten bleiben, wir werden ihn nicht entfernen.
In China haben wir insgesamt drei Monate verbracht. Zwei Monate und sechs Tage haben wir für die 4200 km benötigt, um nach Peking zu kommen - wir sind quasi gerast.
Uns hat China sehr beeindruckt.
Die Grenzabfertigung war ein Klacks, fair und ohne Probleme. Für unsere Zweitpässe hat sich keine Sau interessiert. Du hast ein gültiges Visa, dann darfst du rein.
Die erste Zeit in Xingjiang war für uns trotzdem nicht einfach. Wir wurden mindestens einmal am Tag kontrolliert und all unsere Daten wurden aufgeschrieben. Dazu kamen schlechte Straße und heftige Anstiege. Das Internet ging nicht und wir konnten nicht aus China raus telefonieren. Das unser Fahrrad seit Almaty nicht mehr sicher war und wir ein Paket aus Deutschland erwarteten, machte die Situation nicht viel besser.
Ich selbst bin auf zwei Polizeistationen gewesen und musste uns nach Aufforderung vom Hotel registrieren lassen. Das ist aber alles ohne Problem abgelaufen. Nur in manchen Hotels, explizit auf dem Land inkl. aller Städte unter 500.000 Einwohner, haben die keine Ahnung, wie man mit Ausländern verfahren muss. Da man als solche aber in diesen "ländlichen" Gegenden auffällt, hat die Polizei den Hotels dann schnell erklärt, wie's geht. Das hat uns in zwei Fällen jeweils eine Nacht gekostet. In anderen Hotels wurde versucht, die Registrierung unauffällig nachzuholen.
Unser Paket ist letztendlich angekommen und wir konnten alles reparieren. Nach Ueruemqi begann dann wieder eine harte Prüfung für uns und wir haben die Wüste Gobi fast unterschätzt.
Als wir Xingjiang verlassen haben und das Internet wieder offen war, stellten wir fest, dass unsere Seite gesperrt ist. Wenn man nach China kommt muss einem klar sein, dass hier die Dinge anders laufen als z.B. in Europa. Ich verurteile diese Administration nicht, da ich nicht weiß, wie man 1,3 Milliarden Menschen zusammenhalten kann. Trotzdem bin ich froh, dass wir Meinungsfreiheit, Wahlen, Menschenrechte und ein "fast" nicht beschnittenes Internet haben.
Man kann das Internet nicht stoppen, auch nicht in China. Nur das Wissen darüber ist bei den Chinesen nur selten vorhanden.
China ist sehr militärisch ausgerichtet. Es gibt sogar einen eigenen TV Sender mit, von und für Militärs. Überall laufen sie herum und in Ueruemqi standen sie auf den Gebäuden, in den Straßen und mindestens zu fünft an jeder Kreuzung. Die riesige Militärparade am 01. Oktober 2009 ist ein weiteres Beispiel dafür.
Hier herrscht immer noch ein starker Personenkult um Mao Zedong. Mittlerweile zwar ein bisschen in den Hintergrund geraten und verkitscht, aber er besteht - und das ist das eine oder andere Mal doch sehr beängstigend gewesen.
CCTV 9, das wir einigermaßen gut verstehen, berichtet aus China nur die guten Sachen, kritische Stimmen werden nicht gezeigt. Die ausländischen Journalisten bei diesem Sender sind wahrscheinlich von diesem System überzeugt, geimpft, oder deren Beiträge gut zusammen geschnitten worden. Die Nachrichten über andere Länder sind meistens negativ geprägt.
In China ist uns der sprachliche Kontakt zu den normalen Menschen meist nicht gelungen. Wir können nur von den Dingen berichten, die wir mit unseren eigenen Augen gesehen haben. Dies lag einfach und allein an der Sprachbarriere. Die ist hier wesentlich schlimmer als in den russischsprachigen Gefilden.
Ich schreibe jetzt explizit über die Dinge, die wir als Radreisende erlebt haben.
Was zeichnet dieses Land aus? Es ist wunderschön! Das Essen ist einmalig gut! Die Chinesen haben eine eigene lange Kultur und Tradition die sie pflegen und erhalten. Die Menschen, die wir getroffen haben, waren durchweg nett, offen und hilfsbereit. Kriminalität haben wir trotz der weit verbreiteten Armut nicht erlebt und gesehen. China wird uns als sicheres Reiseland in Erinnerung bleiben. Wenn man die Preise einmal kennt, die z.B. für Wasser und Essen genommen werden, kann man überhöhte Angaben mit einem Lächeln abtun. Wenn sie daraufhin merken, dass man den Preis kennt, rudern sie schnell zurück, denn ein Geschäft wollen sie ja trotzdem machen. In China haben wir zwei Teile durchradelt. Zum einen, den sehr ruhigen bis Yinchuan und zum anderen einen für uns sehr lauten und unangenehmen Teil, quasi die letzten 1200 km. Die Huperei in diesem zweiten Bereich ist nicht auszuhalten. Dies wäre ein Grund, nicht durch den östlichen Teil dieses Landes zu fahren. Falls wir es offen gelassen hätten, nach Peking noch weiter zu fahren, hätten wir uns spätesten nach Yinchuan dafür entschieden aufzuhören. Das kann man, wenn man damit nicht aufgewachsen ist, nicht verstehen und vertragen. Aber da es hier alle Chinesen praktizieren und damit zurechtkommen, ist das wohl eher als eine andere Kultur zu verstehen. Ich bin daher heilfroh hier keinen Meter mehr fahren zu müssen, auch wenn ich die ruhige Zeit in Xingjiang sehr vermissen werde. Über die Menschen, die uns oftmals einfach auf den Nerv gegangen sind, weil sie unser Rad anfassen oder besteigen wollten, denken wir mit einiger Distanz anderes. Wir kommen hier mit einem Liegeradtandem, was schon in Deutschland für Aufsehen sorgt, durch Gebiete, deren Bewohner noch nie einen Ausländer (außer vielleicht im Fernsehen) gesehen haben. Ich stelle mir gerade vor, wie wohl ein Chinese, wenn er auf einem Kamelkarren durch den ländlichen Osten Deutschlands fährt, aufgenommen wird. Er würde vielleicht von Nazis erschlagen werden...
Als normaler Tourist muss man sehr aufpassen. Wenn man China anders erlebt hat, fällt einem das Leben als Langnase in touristischen Gefilden anfangs sehr schwer. Überall lauern die Chinesen und sehen in dir nichts weiter als eine Weihnachtsgans, die man ausnehmen kann. Ich könnte jetzt mindestens zehn Beispiele aufführen. Möchte ich aber nicht, da der kritische Teil oben geschlossen sein soll. China ist sehr modern und überall wird gebaut und geschuftet. Altes wird durch neues ersetzt. Viele Berichte haben wir gelesen, dass die Chinesen alles wegreissen würden und Kultur zerstören. Vielleicht ist das auch so, wir haben es ein wenig anderes erlebt. Es gibt alte Substanz und diese wird auch erhalten und sogar renoviert. Manchmal ist das ein wenig kitschig aber man bemüht sich. Dies ist eine subjektive Einschätzung von uns. Experten können darüber vielleicht besser urteilen.
Schlussendlich muss man sagen, dass uns China sehr gut gefallen hat - und wir es dennoch nach drei Monaten sehr gerne wieder verlassen.

3 Kommentare:

  1. Bitte, bitte lieber Kamel-Chinese, komm' nie nach Ostdeutschland, oder, noch besser, nie nach Gesamtdeutschland - www.verfassungsschutz.de -
    pp.

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  2. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/rassismus-in-sachsen-sichtbarer-hass-gegen-fluechtlinge-a-1078634.html

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  3. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/stanislaw-tillich-zu-bautzen-und-clausnitz-ja-es-gibt-fremdenfeinde-in-sachsen-aber-a-1078767.html

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