[Falk & Katja] Wir erlebten die Ukraine arm und gefährlich, aber auch herzlich, gastfreundlich und als wunderschönes Land. Jetzt könnten wir es kurz machen. Wir möchten trotzdem noch etwas schreiben, weil wir von ein paar Situationen und Gegebenheiten immer noch sehr überrascht sind. Wer keine Lust zum Lesen hat, kann dann gerne bei Russland weiter lesen.
Trotz aller Warnungen und Gefahren erlebten wir die Ukraine als sicheres Reiseland. Es gibt hier nur sehr wenige Touristen und das Land ist auch nicht darauf ausgelegt. Ich persönlich finde dies sehr schade, denn es gibt hier echt einiges zu sehen und zu erleben. In einem Reiseführer haben wir gelesen, dass man ohne Sprachkenntnisse nicht in die Ukraine reisen sollte und wenn überhaupt, dann nur mit einem ortskundigem Übersetzter, der gut geschmiert (bezahlt) wird.
Wenn man keine Sprachkenntnisse hat, ist es sicherlich schwer. Doch auch wir, quasi ohne ein Wort Russisch oder Ukrainisch, haben es geschafft bei einigen Menschen tief in das Leben einzudringen. Nicht als Fremdkörper, sonder als Freunde die wissen möchten, wie das Leben in der Ukraine wirklich ist. Es war an manchen Punkten so tief, dass es fast weh getan hat, das hier zu sehen. Heute können wir sagen, dass unsere Sicht auf die Dinge und wie Dinge in Deutschland laufen eine andere ist. Wir sind, wenn man den ganzen Weg nach Peking betrachtet, immer noch am Anfang unserer Reise.
Es hat sich dennoch zum Leben in Deutschland schon einiges verändert. In den Gesichtern der Ostukrainer erkennt man langsam einen asiatischen Touch. Wie schon einmal erwähnt, ist das Einkaufen hier völlig anders als in Deutschland. Selbstbedienung ist ein Novum und nur in großen Städten möglich. Es gibt zwar alles, nur weiß man nie wo. Alles ist günstig, wenn man auf die einheimischen Produkte zurückgreift. Wenn man die „imperialistischen“ Westprodukte kauft, wird man komisch angeschaut und es ist im Verhältnis sehr viel teurer.
Die Autos hier sind auf dem Land größtenteils alt und oft aus Westeuropa importiert. Natürlich werden auch viele Ladas und Wolgas gefahren. Je näher man aber an Städte kommt, desto größer und neuer werden auch die Autos. Hier findet man dann eher neue Chevrolet, Hyundai, Nissan - aber auch große BMW, Mercedes, Bentley, Porsche usw. usw. Ein Großteil des Personennahverkehrs wird mit neueren Tatrabussen bewältigt. In großen Städten gibt es Elektrobusse mit Oberleitungsschleifkontakten oder Straßenbahnen. In Kiew und Dnipropetrovsk gibt es sogar eine Metro, auf die man hierzulande sehr stolz ist.
In der Ukraine wird sich nicht angeschnallt. Wir wurden ausgelacht, als wir zu den Gurten griffen. Zumal die Schnapper unerreichbar unter den Sitzen verschollen waren. 90 Prozent der Autos haben getönte Scheiben und zwar alle Seitenscheiben, bei vielen ist sogar auch die Frontscheibe getönt. Das ist zwar wie in Deutschland verboten, aber es interessiert niemanden.
Es gibt nur sehr wenige Fahrbahnmarkierungen. Sie fehlen in den kleinen Städten sogar meistens komplett. Es wird viel gehupt, gedrängelt und gerast. Viele Straßen befinden sich in einem furchtbaren Zustand. Es gibt aber auch Ausnahmen, vor allem in und um Donetsk waren die Straßen gut bis sehr gut.
Fahrradfahrer gibt es nur auf dem Land. Und da auch nicht sportlich, sondern rein zweckmäßig orientiert. Es gibt so gut wie keine Radwege und wenn, dann sind diese eher kurz und nicht befahrbar.
Wir werden definitiv noch einmal in dieses Land zurückkommen.
Die Ukraine ist klasse, auch wenn man immer aufpassen muss..