Montag, 1. Juni 2009

Sonntag, der 31.05.2009 Sverdlovsk (Pausentag)

[Katja] In der Nacht war Falk sehr aufmerksam. Gegen 24 Uhr hat jemand an der Rezeption geklingelt. Nach einem kurzen Gespräch kehrte auch gleich wieder Ruhe ein. Gegen fünf Uhr das gleiche Spiel noch einmal. Zum Glück steht das Bike nicht weit von unserem Zimmer entfernt und wir schlafen unweit der Rezeption. Wir bekommen also viel mit, das beruhigt etwas. Morgen werden wir hier so schnell wie möglich verschwinden. In Russland soll es zwar nicht besser werden, aber da haben wir mehr Ausweichmöglichkeiten. In diesem Ort müssen wir bleiben, damit wir es nicht mehr so weit bis zur Grenze haben.
Soeben kamen wir vom Einkaufen zurück. Wir haben unsere Vorräte aufgestockt und mussten ja auch noch unsere letzten Grywna los bekommen. Somit hatten wir noch ein wenig mehr Einblick in dieses Viertel. Es ist ein typisches WK-Viertel aus der Zeit vor 1989, wie in Hoyerswerda der WK 8, das Heckert in Chemnitz, Gera/Lusan oder Grünau in Leipzig. Nur hier wurde in den letzten 20 – 30 Jahren nichts erneuert. Die Häuser sind verfallen, die Straßen kann man als solche nicht bezeichnen. Fernwärmerohre liegen offen und ich glaube nicht, dass die noch funktionieren. Hunde treten in Rudeln auf und Katzen springen auch überall umher, denn die haben keine Besitzer. Echt schlimm.
Falk hatte gestern noch ein wenig Muse, sich mit der Administratorin zu unterhalten. Er fragte, ob die Leute hier kriminell sind. Sie verneinte diese Frage und sagte, dass die Leute hier sehr arm sind, kein Geld hätten und wir auf uns aufpassen sollen. Für mich klingt diese Aussage eher wie ein deutliches Ja. Nur mit dem Hintergrund, dass man nicht reich sein muss, um vernünftig zu sein. Weiter erzählte sie, dass sie studiert hat und früher die englische Sprache sehr gut beherrschte, ihr aber mittlerweile viel Wortschatz abhanden gekommen sei, weil sie das Wissen nicht anwenden konnte. Die Leute die hier wohnen, haben keine Arbeit. 25000 Menschen arbeiteten hier früher in den Schächten (Shachtars). Jetzt haben nur noch 5000 Arbeit. Viele sind arbeitslos. Wenn wir 1989 nicht die Wiedervereinigung gehabt hätten, würde es in vielen Teilen Ostdeutschlands auch so aussehen.

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