[Falk] War das eine bescheidene Nacht. Wir haben versucht, unter einer Autobahnbrücke zu schlafen. Es zog aber eine gewaltige Schlechtwetterfront heran und unter der Brücke gab es keinen Abfluss. Es war, um es besser zu beschreiben, das Auffangbecken für einen Autobahnabschnitt. Wenn es also richtig anfängt zu schütten, müssen wir uns etwas anderes suchen. Und so kommt es. Es fängt an zu regnen und unser Schlafplatz fängt das Wasser. Also: Zelt geschnappt und mitten in der Nacht im Regen raus zum Zeltaufbau. Unsere Nerven lagen blank und wir haben keinen Hering in den Boden bekommen. Ich habe das Überzelt auf der einen Seite an dem Zaun und an der anderen Seite am Fahrrad fest gemacht. Die Nacht hat es die ganze Zeit geschüttet. Heute Morgen haben wir dann die Bescherung. Unser Zelt ist seit Kasachstan nicht mehr dicht. Die Wanne unten hat wahrscheinlich etwas abbekommen, obwohl wir immer eine Unterlage benutzt haben. Das ganze Zelt innen und außen sowie unsere Isomatten und alles was auf dem Zeltboden stand ist nass. Es scheint keine Sonne und die Temperatur war mit 10 °C bei Windstille nicht zum Trocknen geeignet. Wir packen also alles nass ein. Mit geschätzten fünf Kilogramm mehr starten wir in den Tag. Wir fahren momentan nicht auf der Autobahn, haben keine Lust auf Stress und sind flexibler was das Schlafplatz suchen und Pause machen betrifft. Dafür zahlen wir heute aber einen hohen Preis. Die Straße ist schlecht und sie führt andauernd über steil ansteigende Brücken über die Autobahn. Nach 42 km sind wir ziemlich fertig und Katja hat keine Lust mehr zum Fahren. Dazu kommt, dass es wieder
Gegenwind und Berge gibt. Jetzt ruft Katjas Papa an. Eine gelungene Abwechslung.
Nach weiteren acht km kommt dann endlich ein Dorf, in dem wir Mittagessen und etwas Wasser kaufen können. Der Wind wird im Tagesverlauf immer stärker und wir hören nach knapp 70 km auf. Es reicht ja auch. Wir merken, dass wir langsam mal wieder eine längere Pause benötigen. Hier fehlen uns leider die Perspektiven. Es gibt keine größere Stadt. In einem kleinen Dorf schlafen ist kaum möglich, da es keine Zimmer gibt und wir die Sprache nicht beherrschen um nach einem geeigneten Schlafplatz zu suchen. Dazu kommt noch, dass, egal wo wir hinkommen, wir wie Außerirdische betrachtet werden. Wir sind hier halt eben die Langnasen. Und Europäer haben die Menschen in den Dörfern bisher wahrscheinlich nur in Filmen gesehen. Das ist schlimmer als in allen anderen Ländern. In einer Stadt ist das weniger problematisch. Und wenn das Fahrrad nicht dabei ist, gehen wir quasi unter. Geht alles gut und wir kommen die nächsten Tage gut voran, dann sind wir in zwei bis drei Tagen wieder in einer Stadt an der chinesischen Mauer. Da werden wir dann wahrscheinlich mal zwei oder drei Tage Pause machen.
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