Samstag, 23. Mai 2009

Montag 18.05.2009 Vasyl'kovka Pausentag

[Falk] Katja: „Hier war es noch nie schön!“, Falk: „Danke Katja, das habe ich auch gerade gedacht. Ich konnte es nur nicht in Worte fassen.“ 
Wir sind in einem Hotel mit einfachsten Verhältnissen. Daran gewöhnen wir uns langsam. Aber selbst das kann man doch etwas schöner machen, oder? Bett und Bettwäsche sind in Ordnung. Der Rest, sagen wir mal, verfallen, danach notdürftig geflickt und wieder verfallen, drüber gestrichen und abgeblättert. Echt geil. 
Das Wasser kommt tagsüber nur tröpfchenweise aus der Leitung, Nachts dann aber mit "Kärcherdruck". Warmes Wasser gibt es nicht, dafür einen Tauchsieder. Der Boden ist ein Flickwerk aus Linoleum, Teppich, Fliesen und Dielen. Die Fliesen im Bad sind mit roter Farbe gestrichen, wenn wir drüber wischen, kommen die gelben Fliesen darunter hervor. Aber es ist sauber, es stinkt nicht und wir haben Platz. 
Es ist uns jetzt schon zum wiederholten Male passiert, dass wir verfallene Ware eingekauft haben. Hier mal eine Sprite, die seit zwei Jahren abgelaufen ist, da mal ein Brot, das schimmelt und dort eine Schokolade, die drei Monaten über ist, etc.. Wir merken das leider meistens erst dann, wenn wir schon aus dem Laden raus sind. Rückgaberecht? Kann sein das es das gibt, nur in welcher Sprache sollen wir uns artikulieren? Jedes mal, wenn wir die Läden verlassen, schauen wir drauf. Wir müssen uns aber noch mehr dazu zwingen, schon im Laden zu kontrollieren. Eine weitere Lösung ist, einheimische Produkte zu kaufen. Denn die werden regelmäßig gekauft und da gibt es die wenigsten Probleme. Die Einkaufskultur hat sich in der Ukraine schon rapide geändert. Mit Ankunft haben wir gemerkt, dass es hier gar nicht so einfach ist, einkaufen zu gehen. Supermärkte wie wir sie kennen gibt es nur in großen Städten und da dann mit vier bis fünf Securitys, die alles genau anschauen. Außerdem muss man in diesen Supermärkten seine Tasche abgeben oder in Schränke einschließen. Dafür gibt es überall, auch auf dem Land, Produktys und Magazine. Die haben jeden Tag geöffnet. Da kann man aber nicht einfach rein gehen und einkaufen. Man steht viel mehr wie in einem deutschen Schmuckgeschäft hinterm Tresen und wird bedient. Wenn zwei bis drei Leute vor einem stehen, kann sich das dann auch eine Weile hinziehen. Je nachdem, wie gut oder schlecht die Dame hinter dem Tresen gelaunt ist, versteht sie uns - oder eben nicht. Käse z.B. heißt Syr, wird aber eher wie Sierh gesprochen. Wenn man Syr sagt, versteht das keine Sau! Wie in Deutschland gibt es in jeder Region einen anderen Dialekt. Das macht es eben etwas schwieriger. Mit darauf zeigen verstehen es vielleicht 50% und der Rest hat keine Lust oder will es nicht verstehen.

Heute begleitete uns den ganzen Tag Evgeniy, der nette junge Mann von gestern Abend. Pünktlich gegen neun Uhr war er da und wollte uns verabschieden. Seine Freude war groß, als wir ihm sagten, dass wir noch einen Tag bleiben wollen. Für ihn die einmalige Chance, Englisch zu sprechen. Er lernt die Sprache autodidaktisch. Wir reden den ganzen Morgen über Fußball, Bayern und vor allem München. Wir verabredeten uns erneut für den Nachmittag. Er kam wieder und brachte einen Reiseführer in Russisch für München mit. Wir versuchten ihm die Stadt zu erklären. Im Reiseführer sieht die Stadt noch mal schöner aus. Wir wollten ein paar Besorgungen machen, als die Administratorin (Jack) vorbei kam und uns Borschtsch (Eintopf) brachte. Wir hatten nur gerade keinen Hunger, denn wir hatten erst gefrühstückt. Nachdem wir einkaufen waren, nahm uns Jack an die Hand und zeigte auf ihr Auto. Dann fuhren wir zu einer kleinen Kirche am Rande der Stadt. Diese war wirklich sehr klein und nicht gerade beeindruckend. Evgeniy war natürlich dabei und übersetzte fleißig. Dann fragte er uns, ob wir noch die „rote Kirche“ sehen möchten. Sie wäre eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt. Wir wollten keine Umstände machen, aber so richtig verstanden hat er uns nicht. Nach einem Telefonat mit dem Vater von Evgeniy wusste dann auch Jack, wo wir lang müssen. Nach etwa 25 Minuten erreichten wir die Kirche. 

Wir haben ihn gefunden, den schönsten Ort der Ukraine. 

Rote Kirche

Hier lebte und wirkte der Dichter Ivan Manschura. Wir kannten ihn bis dahin noch nicht. Das änderte sich heute. Die Frau in dieser Kirche und dem angeschlossenem Museum für diesen Dichter war völlig euphorisch, uns die Geschichte von Ivan Manschura zu erzählen. Diesen Ort besuchen zwar viele Ukrainer, aber Ausländer, vor allem aus dem Westen, haben die hier noch nicht gesehen. Evgeniy versuchte zu übersetzten. Dies war nicht ganz einfach für ihn... Als wir wieder im Hotel ankamen, haben wir die Borschtsch von Jack verdrückt. Evgeniy musste dann langsam nach Hause, und wir hatten wieder einmal Freunde gefunden, die uns ihr Land zeigen wollten. 

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