Samstag, 3. Oktober 2009

Samstag, der 03.10.2009, Wulateqianqi

Mann, ist das kalt heute Morgen. Die Nacht haben wir nicht gefroren, aber als wir aufwachen ist der Tau an unserem Zelt gefroren und der Reif auf unserem Fahrrad sieht abkratzbar aus. Es ist wirklich arschkalt! Unser Zelt steht leider nicht so gut, als dass wir auf die Sonne warten könnten und so müssen wir es, bevor es hell wird, abbauen. Ich haue erst mal alles was ich anziehen möchte in den Schlafsack und kuschle mich noch mal an Katja. Die dreht sich weg und hat auch keine Lust zum Aufstehen. Ich ziehe mich im Schlafsack an. Das ist gar nicht so einfach, gelingt aber. Ich stehe auf, fahre über das Zelt und kratze die Eisschicht ab. Dann mache ich den Kocher an. Der hat auch nicht so richtig Lust. Mit ein wenig mehr Benzin brennt er dann aber doch richtig gut. Ich habe mich schon lange nicht mehr so auf unseren alltäglichen Haferschleim gefreut, diese warme Pampe, die langsam in den Magen hinunter gleitet. Zelt und Schlafsäcke werden nicht so schnell trocken und wir müssen sie nass einpacken. Wir müssen nur dran denken, sie heute Abend wieder auszupacken und richtig zu trocknen. Als wir losfahren geht die Sonne wieder in die vollen und wir werden schnell warm. Ist schon ein ganz schöner Akt, wenn es in der Nacht so kalt ist. Ich denke, wir hatten so um die fünf bis zehn Grad Minus.
Heute geht es wieder flach am Huang He mit seiner wunderschönen Umgebung entlang. Momentan werden die trockenen Sonnenblumen von den Feldern geholt, um sie von den Kernen zu trennen. Überall stehen Rüttelmaschinen und es liegen haufenweise Sonnenblumenkerne herum. Wir machen wieder richtig Strecke und erschrecken jedes Mal ein wenig, wenn wir die Kilometerzahlen auf den Steinen sehen. Es ist wirklich nicht mehr weit. Trotzdem sind wir noch nicht da und wenn ich bedenke, wie der Verkehr hier funktioniert, hoffe ich nur, dass wir heil ankommen. Nach 40 Kilometern fahren wir in eine Stadt. Ich erwische mich, wie ich vor jeder Kreuzung mit der AirZound lautstark auf uns aufmerksam mache. Das tue ich nicht, um noch mehr beachtet, sondern nur um nicht überfahren zu werden oder jemanden umzunieten. Das machen hier alle: fahren und hupen! Und wer lauter kann - hat gewonnen. Wir sind mit unserer Hupe zwar leider kein Ferrari, aber bessere Mittelklasse. Jeder wundert sich dann, was das für ein komischer Ton ist und schaut, sieht uns und bremst. In 80 Prozent der Fälle funktioniert das ganz gut, bei den anderen 20 Prozent fehlen dann jeglicher Verstand und jegliches Verständnis für Verkehrsregeln. Da gilt dann wieder der Radfahrergrundsatz: Du bist der Schwächere, gib nach!
Wir treffen noch eine chinesische Familie, die während ihres Oktoberurlaubs mit dem Rad unterwegs ist, und quatschen ein wenig mit der Tochter, die etwas Englisch spricht. In der nächsten Stadt verabschieden wir uns und steigen in einem kleinem Hotel ab.

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