Samstag, 25. Juli 2009

Freitag, der 24.07.2009, Taraz

[Katja] Heute war kein guter Tag für Falk. Ihn hat es mal wieder ziemlich aus den Latschen gekippt. Er hat wie ich zum zweiten Mal einen Magen-Darm-Infekt. Wir müssen uns jetzt mehr an den Satz erinnern: "Schäl' es, koch' es oder lass' es". Es reicht uns langsam, mit diesen Komplettentleerungen.
Eine wunderbare Nachricht haben wir heute trotzdem erhalten. Unser Freund Alexsej, mit dem wir ein paar Tage gefahren sind, hat sein neues Video geschnitten und bei YOUTUBE online gestellt.



Wir live und in Farbe bei YOUTUBE, hehe....

Wir werden morgen noch einen Tag Pause machen, damit sich Falk ein wenig erholen kann.

Donnerstag, der 23.07.2009, Pausentag in Taraz

[Katja] Tja, wie geht es weiter? An welchem Grenzübergang werden wir Kasachstan verlassen? Die Kirgistan-Visa und, wie bereits erwähnt, die China-Visa sind schon in unsere Pässe eingeklebt. Wir haben mittlerweile rausgekriegt, dass wir uns in Kirgistan ganz schön beeilen und Glück haben müssen, um nicht in den Winter zu kommen. Der kann nämlich je nach Wetterlage schon im September losgehen. Im Hochgebirge ist man auch dem Wetter mehr ausgeliefert und es kann, wie allgemein bekannt, ab 2000 Metern immer alles passieren. Vom einen auf den anderen Moment fallen Schnee oder Regen; Hagel und Sturm kommen auch mal ganz schnell auf. Wir überlegen, direkt von Kasachsten nach China einzureisen. Das würde etwa einen Monat sparen und wir müssten nicht ganz so schlimm über die Berge. Es gibt trotzdem noch ausreichend Berge in China zu erklimmen. Also ersparen wir uns nur die Berge Kirgistans. Wir haben zwar noch ein wenig Zeit, um uns zu entscheiden, aber momentan tendieren wir eher zum direkten Weg. Vor zwei Jahren haben wir die Reise auch so geplant. Kirgistan war für den Notfall als Puffer eingebaut, falls es mit den China-Visa schwer werden würde. Letztes Jahr zum Beispiel war es sehr kompliziert, China-Visa zu bekommen. Da wir die Visa haben, können wir wieder wie geplant fahren. Der einzige Haken bei der Sache ist, dass wir ein wenig länger durch die Uiguren-Unruhe-Region fahren müssen. Wir wissen im Moment nicht, wie sich die Lage da entwickelt. Mal schauen, wie die Tage in Almaty laufen... Wenn wir uns schnell und gut erholen und es in China ruhig bleibt, werden wir definitiv den direkten Weg fahren. 
Heute machen wir das, was wir an Pausentagen immer machen müssen - Internet suchen, Sachen waschen, Akkus laden, essen, essen und noch mehr essen - und Pause...  

Mittwoch, 22. Juli 2009

Mittwoch, der 22.07.2009, Taraz

[Falk] Heute rollen wir von etwa 1000 Meter auf 550 ganz gemütlich bergab. Es gibt zwar noch ein paar kleine Hügel zwischendurch, diese fahren sich aber recht einfach.

Von Cross-Eurasia

Nach etwa 35 km haben wir ein kleines Mausoleum, das „Aysha Bibi Mausoleum“ auf der Karte entdeckt. Wenn wir so nah an der Straße eine „wichtige“ Stätte der kasachischen Kultur sehen, müssen wir diese natürlich mitnehmen. Wie viele andere „wichtige“ Orte, erscheint dieser hier auch recht unspektakulär. Wenn man aber Kasachen trifft, die ein wenig englisch sprechen oder versuchen, mit uns auf russisch zu reden, könnten wir denken, dass die vom Petersdom oder Kölner Dom sprechen.

Von Cross-Eurasia

Ich weiß gar nicht, warum die Kasachen hier soviel Wind machen. Wahrscheinlich kennen wir uns viel zu wenig mit dieser Kultur aus, um uns eine Meinung zu bilden. Taraz ist jetzt nur noch einen Steinwurf entfernt und wir rasen förmlich in die Stadt hinein.
Nun suchen wir ein Hotel, welches uns von einigen Leuten empfohlen wurde. Das ist aber wirklich unter aller Sau. Es gibt drei Kategorien. Die erste und zweite lässt keinen Unterschied erkennen, außer das die zweite Kategorie pro Nacht 1500 Tenge mehr kostet. Als wir die Zimmer betreten, um sie uns anzuschauen, riechen wir einen modrigen Geruch. Die Klos sind richtig zugeschissen (Klobürsten sind wahrscheinlich zu teuer) und die Betten sehen nicht gerade einladend aus. Wir lassen uns dann noch das Luxussuite für 10.000 Tenge (etwa 50 EUR) zeigen. Dieses ist die einzige Kategorie mit einigermaßen akzeptablen Bedingungen. Sie hat zwei Zimmer und wir entscheiden uns, diese mit Olaf und Livia gemeinsam zu beziehen.
Kaum sind wir eingezogen und haben die Räder - hoffentlich - gut verstaut, wollen wir duschen. Das Wasser lässt sich nicht regulieren. Entweder heiß oder kalt, aber zumindest fließt es. Das Kabel der Klimaanlage (ein sehr altes Modell) ist verlängert und mit Klebeband zusammen gefriemelt. Das Waschbecken kann man einfach anheben und mitnehmen, das zweite Bett ist kurz vor dem umkippen. Alles in allem ein ziemlicher Reinfall. Aber was will man machen, eine weitere Möglichkeit werden wir so günstig nicht mehr finden.

Dienstag, der 21.07.2009, fünf Kilometer hinter Baueyzhan Momyshuly

[Falk] Wir wissen auf Grund unserer Zentral-Asien-Karte mit Höhenlinien, dass es heute ganz schön ab gehen wird. Wir starten wieder gegen sieben Uhr auf 650 Metern und fahren die ersten zehn km / 100 Höhenmeter im 12er Schnitt ganz locker. Wir kaufen noch etwas ein und erreichen langsam aber sicher den Fuß unseres ersten richtigen Passes in Kasachstan. Wir kurbeln uns langsam nach oben. Es geht leichter als gedacht und mein Knie hält auch unwahrscheinlich gut durch. Ich merke zwar einen kleinen Schmerz, diesen kann ich aber noch ignorieren. Katja ist sehr tapfer und zäh geworden. Wenn ich bedenke, wie wir am Anfang unserer Tour die ersten Berge in den Karpaten gefahren sind... Gegen 12 Uhr und nach 40 km erreichen wir den Pass auf 1142 Metern.

Von Cross-Eurasia

Wir sind ziemlich fertig. Olaf und Livia sind wie erwartet in den Bergen etwas schneller und warten etwa seit fünf Minuten auf uns. Wir erholen uns ein wenig und fahren weiter in den nächsten Ort, um uns wieder in ein Café zu krachen und die Mittagshitze zu „überleben“. Hier oben ist es zwar nicht mehr so warm wie in den letzten Tagen, aber fahren möchte bei etwa 35 °C im Schatten auch keiner. Gegen 18 Uhr fahren wir weiter und stoppen nach 15 km, um uns auf die Nacht vorzubereiten. Wir sind jetzt nur noch gut 50 km von Taraz entfernt.

Montag, der 20.07.2009, Zhaskeshu

[Falk] Als der Wecker gegen fünf Uhr klingelt, geht es Katja wieder ganz gut. Sie meint, dass wir weiterfahren können. Wir verspüren alle Erleichterung. Zumindest können wir, falls es Katja wieder schlecht geht, in das nächste Hotel fahren. Hier an der Tankstelle kann man sich nicht wirklich erholen. Olaf und Livia sind morgens genauso gepolt wie wir. Wir kommen wieder sehr schnell voran und sitzen Punkt sieben auf den Rädern.
Den südlichsten Punkt auf unserer Reise durch Kasachstan haben wir heute hinter uns gelassen. Wir fahren seit heute Morgen wieder auf der alten Seidenstraße Richtung Nordost, zumindest auf einem ihrer Arme. Das Netz dieser alten Handelswege ist sehr groß.
Hier geht es heute richtig ab. Berge über Berge. Nach fünf Anstiegen zwischen 60 bis 150 Höhenmetern, fünf bis zu 12 Prozent Steigung und nach 45 km machen wir in einem Café Pause. Wir sind mitten in den Bergen angekommen.
Kurz bevor wir am Nachmittg wieder losfahren wollen, kommt ein Kanadier aus Richtung China an unserem Café vorbei.

Von Cross-Eurasia

Er hält an und wir quatschen ein wenig. Wir bringen uns auf den neusten Stand, was die Probleme in China betreffen und wie die Leute in China so drauf sind. Er hat sehr große Probleme mit seinem Hinterrad. Seitdem er aus Südkorea gestartet ist, hat er schon drei neue Felgen einspeichen müssen. Jetzt fährt er schon seit 100 km mit einer gerissenen Speiche. Olaf und ich fragen ihn, ob er noch Speichen dabei hat. Er bejahte und wir helfen ihm bei der Reparatur. Nach einer halben Stunde waren wir fertig. Wir stellen dabei fest, dass seine neue Felge schon wieder gerissen ist.

Von Cross-Eurasia

Er war nach dieser Nachricht ziemlich schlecht drauf. Das kann ich gut verstehen. Denn wenn man für ein Liegerad fast 4000 EUR bezahlt hat, kann man auch von guter Qualität ausgehen. Wir bauen alles wieder zusammen und fahren endlich weiter. Leider haben wir durch diese Reparaturarbeiten viel Zeit verloren und schaffen heute nicht mehr als 60 km. Dafür schlafen wir mitten in den Bergen an einem Fluss. Das ist der schönste Zeltplatz seit der Slowakei. Aber schaut selber. Wow. Wir sind hier nur 50 km von der Uzbekischen und 40 km von der Kirgisischen Grenze entfernt. Hinter uns befindet sich die Talas Region und das Aksu Zhabaghly Nature Reserve mit Bergen weit über die 4000 Meter. Das ist echt beeindruckend nach der ganzen Wüste und Steppe.

Sonntag, der 19.07.2009, fünf Kilometer nach Shymkent

[Falk] Katja hat es wieder erwischt. Nach 30 km beförderte sie den ganze Mist von gestern Abend und heute morgen in retrograder Peristaltik wieder in Richtung Tageslicht zurück. Klasse. Wir sitzen jetzt hier fünf km von Shymkent entfernt an einer Tankstellenbaustelle im Schatten. Katja schläft und erholt sich etwas. Wir überlegen eine Weile, was wir jetzt machen. Olaf und Livia entscheiden sich, auf jeden Fall bei uns zu bleiben. Sie haben keinen Stress und ob sie einen Tag früher oder später in Almaty ankommen ist ihnen egal. Für mich ist das natürlich toll. Ich kann mich ein wenig unterhalten, während Katja schläft und sich kuriert. Wir versuchen, dem Tankstellen-Security klar zu machen, dass wir hier auch die Nacht bleiben möchten. Dieser ist aber nur ein Angestellter und mit dieser Frage überfordert. Klar, was soll der arme Kerl auch denken, wenn man mitten in Kasachstan auf eine Baustelle aufpasst und da auf einmal vier Radtouristen schlafen wollen. Zumal es, als wir die Frage stellen, erst gegen 14 Uhr ist und er sich nicht vorstellen konnte, dass man hier überhaupt schlafen möchte. Auf jeden Fall kam dann sein Chef, der verstand die Problematik schnell und ließ uns gewähren. Katja signalisiert uns zwischenzeitlich, dass sie auch nicht weiterfahren kann. Wir hauen uns jedoch in den Schatten, verbringen den Tag an der Baustelle. Und das in ziemlicher Ruhe, da hier kaum einer vorbei kommt.

Samstag, der 18.07.2009, 20 Kilometer vor Shymkent

[Falk] Gestern Abend haben wir einen Bauern gefragt, ob wir uns auf seinem Feld niederlassen können. Ganz offiziell meinte er, dass hier alles sein Land sei und wir uns hinhauen dürfen, wo wir wollen. Wir suchten uns einen Platz unter Bäumen, der nicht ganz so bewachsen war. Nach ein paar Beuteln Reis gingen wir schnell ins Bett. Die Nacht war ruhig und angenehm.
Wir wachen durch unseren Wecker gegen fünf Uhr auf. Das Frühstück ist schnell gemacht und ich merke, dass Livia und Olaf ihre Sachen etwas schneller zusammenbauen, als wir das tun. Gegen 6:30 Uhr sitzen wir alle auf den Rädern und fahren los.
Wir machen wenige Pausen und nutzen den Vormittag sehr effektiv. Gegen 12 Uhr lassen wir uns an einer Teestube nieder. Und hier sind wir wieder einmal die absolute Attraktion.

Von Cross-Eurasia

Das Gute ist, dass wir zu viert sind. Ich habe das Gefühl, dass die Leute nicht so penetrant sind, wenn wir mehrere sind. Die haben dann mehr Respekt. Nach sechs Stunden Pause verlassen wir die Teestube wieder und fahren weitere 25 km. Wir fragen an einer Tankstelle nach, ob wir dahinter zelten können. Darauf hin lädt uns der nette Mann gleich in seine Tankstelle ein. Wir schlafen in einem separaten Raum und können sogar Duschen. Was für ein Luxus. Leider verquatschen wir uns wieder einmal und kommen viel zu spät in Bett.

Freitag, der 17.07.2009, 15 Kilometer vor Törtköl

[Falk] Heute fahren wir mit Livia und Olaf (www.sabbatrad.de). Wir starten erst gegen 15:30 Uhr und verlassen die Stadt Richtung Shymkent. Gestern haben wir entschieden, dass wir erst am Nachmittag losfahren. Livia und Olaf haben jetzt sechs Tage Pause hinter sich und wollen erst einmal etwas weniger fahren. Wir haben ja seit gestern keinen Stress mehr. Wir merken sehr schnell, dass wir heute zu früh am Nachmittag gestartet sind. Nach 15 km machen wir dann auch schon die erste lange Pause und warten noch 45 Minuten, damit es etwas kälter wird. Danach ist es etwas besser und wir kommen quasi ohne Wind sehr gut voran. Auffällig ist, dass sich hier die Landschaft zum Glück ändert. Endlich sehen wir wieder Berge am Horizont und es gibt wieder eine „normale“ Vegetation. Was für ein schöner Anblick, was für eine Erleichterung: keine Wüste oder Steppe, keine Kamele mehr. Sondern Bäume, Kanäle, Sträucher und bewachsene Felder mit Mais, Weizen, Sonnenblumen und Melonen.

Von Cross-Eurasia

Wir sind glücklich, den sehr trockenen Teil Kasachstans endlich hinter uns zu lassen. Unser Hitze Problem besteht aber immer noch, es ist hier nicht kälter geworden.
Wir fahren also heute 55 km - für einen Nachmittag ist das nicht ganz schlecht. Morgen wollen wir dann, wie an den letzten Tage auch, gegen fünf Uhr aufstehen und gegen sechs Uhr starten. Wir werden morgen zehn Kilometer vor Shymkent schlafen. Dort sollen wir dann wieder sehr aufpassen. Die Leute warnen wieder vor dieser Stadt. Einer meinte sogar, dass diese Stadt von Banden regiert wird. So ähnlich wie Chicago in den 30er Jahren. Wir sitzen jetzt gerade noch gemütlich zusammen und quatschen noch ein bissel.

Donnerstag, der 16.07.2009, Türkistan (Pausentag)

[Falk] Es gibt es sehr gute Nachrichten: Unsere Chinavisa sind erteilt und das sind richtig tolle Visa, zweifache Einreise zu je 90 Tagen. Danke für das Daumendrücken, es scheint geholfen zu haben. Uns ist gestern ein riesiger Stein vom Herzen gefallen... Das ist richtig schön komfortabel. Wenn alles wie berechnet klappt, sind wir Anfang September in China. Wir müssen jetzt nicht mehr so sehr durch Kasachsten hetzen und haben gleich heute einen Pausentag eingelegt. Das einzige Problem ist jetzt noch der Versand nach Kasachstan. Aber wir denken, dass wir schon bald eine definitive Zusage bekommen werden.
Jetzt müssen wir nur noch über die nächsten 2000 km ein wenig diskutieren. Aber ich denke fast, das wir den Isik-Koel-See noch mitnehmen werden und dadurch 500 - 600 km mehr fahren als geplant. Wir haben in Kirgistan genug Zeit. Nach 2000 km Steppe und Wüste in Kasachstan müssen wir einfach was für unsere Augen tun. Das die auch mal wieder was Interessantes sehen.
Wir sind heute auf dem schönsten Bazar unserer bisherigen Reise. Auf dem nächsten muss ich mich einfach mal trauen, die Kamera mitzunehmen. Weil hier nicht so oft Ausländer herkommen, sind wir natürlich oft die Attraktion. Heute wurden wir beim Essen ziemlich ausgefragt. Warum wir denn genau hier Urlaub machen und nicht z.B. in Almaty oder Astana. „Da ist es doch viel schöner!“, bekommen wir gesagt.
Auf dem Bazar habe ich dann zusammen mit den anderen für den Abend eingekauft. Ich machte den Vorschlag, Eierkuchen zu kochen. Zwei Kilo Mehl, 16 Eier, Salz, 500 g Zucker und etwas Öl. Dazu Wassermelone, Honigmelone, Aprikosen, Bananen, Äpfel, Weintrauben, Schokoladencreme, Marmelade und vieles weitere. Wir haben das Essen gestern zelebriert -toller Abend. Morgen werden wir dann mit Livia und Olaf Richtung Almaty fahren. Die vier Jungs (zwei CH, zwei DEU) wissen nicht, ob sie morgen weiter können. Unsere Magen-Darm-Geschichte scheint sich zu verbreiten...

Mittwoch, 15. Juli 2009

Mittwoch, der 15.07.2009, Türkistan

[Katja] Heute geht alles noch schneller als gestern. Wir wollen ohne Mittagspause bis nach Türkistan fahren. Fünf Uhr klingelt der Wecker. Wir stehen auf und alles funktioniert wie am Schnürchen. Der Kaffee ist in Windeseile gekocht und wir fangen an mit essen. Marmelade, Nutella, frisches Brot, Käse und Krakauer Wurst. Wir packen alles zusammen und gegen 6:05 Uhr sitzen wir auf dem Bike.

Von Cross-Eurasia

Bei Kilometer 21 machen wir den ersten Stopp und laden unsere Wasservorräte für den Tag auf. Dann geht es weiter und weiter und weiter. Gegen zwölf Uhr und 83 km machen wir noch ein mal Stopp und essen eine am Straßenrand gekaufte Honigmelone. In dieser Hitze gibt es nichts besseres und ungefähr aller 20-40 km findet man einen Verkaufsstand. 13 Uhr erreichen wir das Hotel, wo die anderen vier aus Aralsk auch abgestiegen sind. Hier treffen wir das erste Mal auf Livia und Olaf, die sich die Kilometer von Atoebe bis hierher erspart haben und mit den Zug gefahren sind. Jetzt sind hier sechs Deutsche und zwei Schweizer im Hotel. Das wird bestimmt ein lustiger Abend. Jetzt gehen wir ins Internet und upaten euch.

Dienstag, der 14.07.2009, zehn Kilometer hinter Yanykurgan

[Falk] Wir wachen gegen fünf Uhr auf und ich bin sofort hellwach. Das ist schon lange nicht mehr passiert. Es ist erstaunlich, dass wir fast zehn Tage brauchen, um die eine verlorene Stunde aus Aralsk zu verarbeiten. Uns geht es richtig gut und wir haben seit fünf Tagen endlich mal wieder richtig Hunger und Appetit. Hoffentlich haben wir diesen Magen-Darm-Infekt endlich überstanden. Wir hauen also ein halbes Nutellaglas ohne Reue in unsere Mägen. Dann zucke ich ein wenig zusammen, als ich einen Scorpion einen Meter von mir entfernt entdecke. Dieser ist etwa 4-5 cm lang, grün/gelblich und mit diesem typischen Stachel der Richtung Himmel steht.

Von Cross-Eurasia

Das ganze Szenario wirkt etwas bedrohlich. Wie viele gibt es noch? Sind vielleicht welche unter der Plane? Wir machen ein paar Fotos und versuchen, ihn im Auge zu behalten. Er kriecht etwa 30 cm vom Hinterrad entfernt unter eine Holzansammlung. Wir schauen uns an und packen unsere Sachen in die Radtaschen. Natürlich schauen wir jetzt alles, was auf dem Boden liegt, genauer an. Wir haben gehört, dass diese Viecher hier ziemlich giftig sind. Angeblich überlebt man nur drei Stunden nach einem Biss. Mit Vodka aber immerhin einen Tag, bevor man ein Gegenmittel nehmen muss. Ich muss dringend mehr über diese Biester erfahren. Wir werden jedenfalls nicht gestochen und fahren ziemlich schnell Richtung Shilie. Nach 65 km bauen wir unsere Plane an einem Straßenschild auf und schaffen uns somit Schatten für die Mittagsstunden.
Nach unserer Mittagspause fahren wir weiter und nach 106 km müssen wir leider aufhören. Katja hat an einer sehr exponierten Stelle Schmerzen, auch „Wolf“ genannt. Aber für heute reicht es auch. Morgen soll es nach Türkistan gehen. Wir müssen mal schauen, wie sich diese Geschichte bei Katja entwickelt. Es ist nicht das erste mal das dies passiert und auch bei mir kam es schon ein paar mal vor. Ich denke, wenn wir schwitzen und lange fahren ist das manchmal unvermeidlich. Auf einmal hören wir Stimmen. Zwei junge Männer stehen an unserem Schlafplatz. Der eine musste wohl mal. Mit großen Augen stehen sie vor uns, unserem Gefährt und unserem ausgebreiteten Equipment. Nach einer kurzen Fragerunde wohin, woher und ob wir denn irgendwas benötigen, fahren sie weiter. Nach 30 Minuten hören wir wieder Stimmen. Ich sage zu Katja, dass wir wahrscheinlich auf einem Klo schlafen. Aber nein. Die beiden Männer kommen mit Bier, Brot, frisch gemachten Nudeln mit Lamm, Käse und Pepsi-Cola zurück. Ein netter Abend. Einer von den Beiden fragt uns, ob wir nicht doch lieber bei ihm zu Hause campen wollen. Es ist jetzt gegen 21:00 Uhr und wir haben uns schon ziemlich ausgebreitet. Wir lehnen dankend ab und stoßen auf etwas Verwunderung. Dann verabschieden sich die Beiden und wir haben hoffentlich Ruhe für die Nacht.

Montag, der 13.07.2009, 35 Kilometer vor Shilie

Gestern habe ich noch ein mal meinen USB-Stick in den XO geschoben, um ein paar gesammelte Information über Kirgistan zu lesen. Ich merke dabei, dass auf einmal ein paar mehr Dateien als sonst auf dem Stick sind. Tja, irgendwo habe ich mir da einen Virus geholt. Bin ich froh, dass wir Linux auf unserem Rechner haben und ich mir da nichts zerschießen kann. Ich hole also mein Backup raus und vergleiche alle relevanten Dateien. Die haben da ein ganz schönes Chaos hinterlassen. Wenn man mit diesem Stick an einen anderen Rechner gehen würde, wäre damit in kürzester Zeit viel kaputt. Ich muss mir was einfallen lassen, wie ich den Stick besser schützen kann. Ohne diesen ist es nur schwer möglich, die Webseite auf dem Laufenden zu halten.
Heute morgen starten wir gegen sieben Uhr. Es ist nur ein wenig schwer, denn die Tür ist verschlossen. Es ist auch niemand zu finden, der sie öffnen kann. Nun irren wir schon seit 20 Minuten durchs Haus und können nicht losfahren, weil das Hotel absolut sicher verriegelt ist. Das ist ziemlich deprimierend, zumal wenn man weiß, dass uns diese Zeit dann später auf der Straße fehlen wird. Nach endlosen 30 Minuten wacht endlich der erste auf und versucht jemanden zu finden, der die Tür aufschließen kann. Auch das ist nicht so einfach, denn die Administratorin scheint einen sehr festen Schlaf zu haben. Nach weiteren fünf Minuten gehen wir und die ziemlich angepisste Frau zum Ausgang. Wir sind endlich draußen, fahren ziemlich schnell los und erreichen bald den Ortsausgang.
Jetzt sind wir wieder mitten im nirgendwo. 50 km später erreichen wir einen kleinen Ort, in dem wir unsere Mittagspause einlegen wollen. Doch leider ist es hier nicht so einfach, Schatten zu finden. An der Tankstelle können wir nicht bleiben. Da kehrt für uns keine Ruhe ein. Nach einer kurzen Diskussion fahren wir weiter und machen an einer Scheichana (Teestube) halt. Der Mann an der Tür erklärt uns, das diese aber geschlossen sei. Als wir auf die Sonne zeigen und ihm erklären, dass wir drei bis vier Stunden Pause machen müssen, öffnet der uns trotzdem die Tür. Wir hauen uns erst einmal in den Schatten auf Teppiche und Sitzkissen und schlafen eine Runde. Nach etwa anderthalb Stunden macht er uns wach. Wir dürfen mit in das Haus zum Tee mit Brot und Marmelade. Da erwartet uns seine Frau und zwei seiner Enkel. Die eine kleine ist gerade ein Jahr alt. Eine Windel hat sie natürlich nicht an. Da passiert es, ein kleiner Fauxpas auf den Teppich. Kein Problem, der Opa nimmt ein Tuch und deckt es ab. Die Familie lebt hier schon in sehr einfachen Verhältnissen. Wir haben fast Angst, dass wir uns unsere gerade erholten Mägen gleich wieder verderben.

Von Cross-Eurasia

Gegen 17 Uhr wollen wir weiter. Jetzt bemerke ich erst, dass meine Sonnenbrille weg ist. Nach 15 Minuten akzeptiere ich den Verlust und es geht ohne sie weiter. Das ist der erste Gegenstand, seit dem wir unterwegs sind, der gestohlen wurde. Ich nehme an, dass irgendeiner sie genommen hat, als wir geschlafen haben. In Zukunft werde ich besser auf so etwas achten. Gegen 20 Uhr machen wir nach 90 km Halt und schlafen jetzt in einem sichereren Versteck zwischen Bahnschiene und der Bundesstraße, auf der wir seit Irgitz fahren. Jetzt sind es nur noch etwa 200 km bis Türkistan. Das ist, wenn alles gut geht, unser nächster Punkt mit Internet. Hoffentlich schaffen wir es in zwei Tagen.

Sonntag, der 12.07.2009, Qyzylorda (Pausentag)

[Falk] Ich stellte heute Morgen erst einmal unser Zelt mitten ins Hotelzimmer. Es hat nach vier Wochen Steppe und Wüste eine Grundreinigung verdient. Ihr möchtet gar nicht wissen, wie danach das Wasser, dass ich in den Topf eingelassen hatte, aussah. Katja packte dann auch der Putzehrgeiz und wir machten zusammen wieder einmal unsere sieben Sachen sauber. Am schlimmsten waren die Inletts der Schlafsäcke und unser Matratzenüberzug verschmutzt. Wir hängten alles auf und ich habe dieses Foto geschossen.

Von Cross-Eurasia

So sieht es übrigens immer aus, wenn wir nach sechs oder noch mehr Tagen Fahrerei in einem Hotel/Motel absteigen. Wir fuhren dann in die Stadt und suchten noch ein paar Dinge, die wir wieder einmal dringend benötigen. Z.B. die Plane für unser Zelt. Die hat es vor drei Tagen recht übel erwischt, weil wir sie auf einer Teerschicht aufbauten. Leider haben wir den Teer nicht bemerkt. Am nächsten Morgen zog ich den ganzen Teer-Mist mit aus dem Boden und die Hälfte blieb dauerhaft an der Plane hängen. Soviel Teer haben wir auch mit Benzin nicht wieder wegbekommen. Nun versucht mal in der Mitte von Kasachstan eine geeignete Zeltplane zu finden... Wir haben sie gefunden, nach etwa zwei Stunden Sucherei und Fragerei. Mühsam nährt sich das Oachkatzel (bayrisch für Eichhörnchen) in der Steppe. Dann verbrachten wir noch zwei Stunden im Internetcafé und skypten Richtung Heimat. Jetzt bereiteten wir uns auf den nächsten Tag vor und planen die Route weiter Richtung Almaty.

Sonntag, 12. Juli 2009

Samstag, der 11.07.2009, Qyzylorda

[Falk] Nach unseren Magen-Darm-Problemen benötigen wir noch einen Tag Pause in Qyzylorda, um uns wieder richtig zu erholen. Heute sind wir dennoch gut voran gekommen und gegen 14:30 Uhr nach 87 km in dieser Stadt eingetroffen. Es war zwar nach 13:00 Uhr sehr heiß, aber wenn man 20 km vor der Stadt ist, hat es auch keinen Sinn bis 18 Uhr zu warten, dass es wieder kälter wird. Diese Stadt hat etwa 200.000 Einwohner und ist damit eine Großstadt in Kasachstan. Wir haben uns in einem kleinen Hotel am Stadtrand eingenistet. Dann wollten wir eigentlich ein offizielles Taxi nehmen und Richtung Innenstadt fahren. Nur leider hielt das gewünschte Taxi nicht an, sondern ein Privatwagen. Wir stiegen trotzdem ein und der Mann fuhr uns zielsicher Richtung MegaByte, ein Internetcafé in der Mitte der Stadt. Wir zahlten nicht mal einen Euro dafür. Im übrigen warnt das Auswärtige Amt vor solchen Fahrten. Hier ist das aber normal und alle machen das. Seitdem wir uns in Kasachstan befinden, sind wir auch nicht mehr so wählerisch. Zurück nahmen wir dann ein richtiges Taxi und zahlten etwa zwei Euro für diese 15-minütige Fahrt.
Am Abend trafen wir dann noch zwei Franzosen im hotelnahen Café. Wir fragten, ob wir uns dazu setzen dürfen und es war ein wirklich netter Abend. Die beiden kommen aus der Nähe von Lyon und sind mit ihrem 4x4 Toyota seit Februar in Zentralasien unterwegs. Wenn man hier Europäer sieht, erkennt man die bestimmt auf 1000 Meter Entfernung. Ok, ist auch nicht so schwer :).

Samstag, 11. Juli 2009

Freitag, der 10.07.2009, weder einen Kilometer vor, noch zurück

[Katja] Den gestrigen Tag haben wir sehr schön und entspannt beendet. Zum Schutz vor den Mücken hatten wir gleich unser Zelt aufgestellt. Wir sind nämlich wieder im Mückengebiet. Hier fließt der Fluss Syrdarya, der sich in dieser Region in viele kleine Seitenarme aufteilt, wieder verbindet und dann den Aralsee mit Wasser versorgt. Das hat uns dann auch in der Nacht gefühlte Temperaturen um den Gefrierpunkt beschert.
Ja, die letzte Nacht - diesmal hat es Falk erwischt. Dasselbe Spiel wie bei mir vor zwei Tagen. Da es mir jetzt wieder gut geht, bin ich mit Händchen halten, der Flüssigkeits- und Elektrolytversorgung dran.

Von Cross-Eurasia

Zum Glück haben wir gestern genug Wasser eingekauft. Somit ist es heute kein Problem, hier auszuharren bis es Falk wieder besser geht. Uns ist ja außerdem schon bekannt, dass das, Gott sei Dank, nur ein eintägiges Intermezzo der Quälerei ist. Ich hatte noch Glück, in einem recht kühlen Lehmhaus vor einem Ventilator zu verweilen. Falk muss sich jetzt leider im Zelt bei 45° im Schatten erholen und sich dazu noch von Fliegen ärgern lassen.
Der erste Weg in Qyzylorda steht fest: Wir werden eine Apotheke aufsuchen und hoffen, dass es dort Durchfallmedis gibt.

Donnerstag, der 09.07.2007, in der Mitte zw. Zhosaly und Qyzylorda

[Falk] Den Tag gestern muss man schnell vergessen. Katja hat sich zwar gut erholt und ihr geht es heute auch einigermaßen gut, aber wir haben doch so unsere Probleme mit der Teestube gehabt. Zum einen hat sich der Besitzer einen Dreck darum gekümmert, wie es Katja geht und zum anderen war er äußerst unfreundlich. Wir fühlten uns, nachdem er erkannte, dass wir aus dem „reichen“ Europa kommen, auch ein wenig ausgenommen. Heute Morgen starteten wir gegen 7:15 Uhr ohne Frühstück. Katja konnte noch nichts essen und ich musste nach drei Schaschlikspießen von gestern auch nicht so schnell was essen. Nach zehn km machten wir dann an einem orthodoxen Grab, die stehen hier einfach am Straßenrand, eine Pause. Viele orthodoxe Gräber in der Ukraine, in Russland und auch hier haben Bänke neben den Gräbern. Da kann man sich einfach setzen und essen. In Kasachstan sind diese Gräber aber seltener geworden. Wir befinden uns hier in einem hauptsächlich muslimischen Land. Hier gibt es natürlich auch viele muslimische Gräber. Die stehen auch am Straßenrand und je nach Reichtum der Familie sind diese Gräber größer und schöner. Manchmal denken wir, dass hier ein richtiger Wettkampf stattfindet, wer das schönste Grab hat.

Von Cross-Eurasia

Bis jetzt haben wir uns erst einmal getraut, Fotos zu machen. Sonst waren da meist Menschen die wir nicht stören wollten. Den Leuten hier ist es im übrigen egal, ob wir fotografiert werden wollen oder nicht. 90 Prozent von denen fragen nicht, sondern zwingen uns auf ein Foto mit ihnen.
Nach den Erfahrungen der letzten Tage und der wieder sehr heißen Temperaturen, machten wir heute einen langen Mittagsstopp. Um 12 Uhr, nach 50 km, machten wir halt an einem kleinen Kaffee und speisten genüsslich Reis mit Tomaten und etwas Rindfleisch für mich - äußerst lecker. Katja hat noch nicht so viel essen können, aber ein paar Bissen waren es dann doch. 17 Uhr Ortszeit ging es dann weiter Richtung Schlafplatz.

Mittwoch, der 08.07.2009, Zhosaly

[Falk] Zwei Schritte zurück und bitte etwas langsamer. Katja hat es in dieser Nacht ganz schön erwischt. Das volle Reise-Krankheits-Programm. Sie wusste gar nicht, was zuerst erledigt werden sollte. Meine Kleine, sie musste in der Nacht bestimmt zehn mal raus und sich jedes mal jämmerlich quälen. Heute morgen war gar nicht an eine Weiterfahrt zu denken. Zum Glück versuchen wir nie weiter als 15 und nicht näher als zehn km von Orten entfernt zu schlafen. Zum einen kommen nachts keine besoffenen Passanten so weit gelaufen und zum anderen sind wir innerhalb einer Stunde in der Nähe von Magazinen und Wasser. So auch diese Nacht. Wir schliefen zehn Kilometer vor dem nächsten Ort. Ich musste heute alles alleine packen. Normalerweise benötigen wir zu zweit 45 Minuten. Ich benötigte etwa zwei Stunden für diese Tätigkeiten. Gegen zehn Uhr habe ich dann Katja, die völlig im Sack war, aufs Tandem gesetzt und wir sind Richtung Stadt aufgebrochen. Nach etwa 45 Minuten erreichten wir diese. Leider gibt es hier kein Hotel. Wir durften nach einiger Diskussion in einer Teestube bleiben.

Von Cross-Eurasia

Katja habe ich dann erst mal vier elektrolytische Lösungen eingeflößt und zwinge sie jetzt stündlich dazu, mindesten ein paar Schlucke Wasser zu trinken. Zum Essen habe ich sie leider noch nicht bewegen können.
Nach etwa einer Stunde trafen die vier aus dem Hotel in Aralsk ein und wir schwatzten ein wenig. Drei von Ihnen gingen dann erst einmal einkaufen und ich kümmerte mich um unsere Sachen. Nach der Nacht von gestern musste ich so einiges waschen. Katja hat sich hingelegt und schläft. Wir essen dann noch zusammen und die vier fahren gegen 16 Uhr weiter. Warum nun diese einleitenden Worte zu diesem Tag. Ich denke, auch nach einigen Unterhaltungen mit den vier Jungs, dass wir vielleicht etwas zu viel und zu schnell wollten. Uns ging es zwar die letzten Tage ziemlich gut. Aber vielleicht fehlt uns doch der eine oder andere Tag Erholung. Ich denke, wir werden jetzt etwas langsamer machen und diese Temperaturen einfach aussitzen. Zwischen 12 und 18 Uhr sollte man einfach nicht fahren. Mal schauen, wie es Katja morgen geht. Wenn wir nicht fahren können, denke ich schon, dass wir noch genug Geld für eine zweite Nacht aufbringen können (etwa 15 EUR für uns beide - und das ist der Diskussions-Bestechungspreis).
Übrigens, so wird hier Schaschlik gemacht:

Von Cross-Eurasia

Dienstag, der 07.07.2009, zehn Kilometer vor Zhosaly

[Falk] So oder so ähnlich haben wir uns Kasachstan vorgestellt, als wir unsere Route geplant haben. Heiß, lange gerade Strecken, nette Menschen, viel Wind und relativ schlechte Versorgungslage. Alles in Butter also.
Hier nun sind die Straßen wieder relativ gut gepflegt und man sieht ab und zu sogar mal ein Verkehrsschild. So alle 50 Kilometer. Wir haben heute ein Schild gesehen, dass es nicht mal mehr 1400 km bis Almaty sind. Wir sehen wieder Licht am Ende des Tunnels. Uns geht es, um es einfach auszudrücken, im Moment ziemlich gut. Baikonur war für uns, wie erwartet, leider nicht zugänglich. Man benötigt ein russisches Visum, eine Sondergenehmigung und einen Guide, um auf das Gelände zu dürfen. Das ist finanziell und zeitlich nicht machbar. Uns blieb nur, beim Vorbeifahren ein Foto vom Cosmodrom zu machen. Von weitem, denken wir zumindest, konnten wir den Platz ausfindig machen, an dem die Raketen starten. Hier ist richtig Geschichte geschrieben worden. Juri Gagarin und der erste bemannte Flug ins Weltall, Sputnik, viele Missionen zur Mir und zur ISS und ziemlich viele Satelliten wurden von hier aus ins All geschossen. Ein weiteres Ziel, welches ganz groß auf unserer Liste stand, ist nun abgearbeitet.

Von Cross-Eurasia

Landschaftlich ändert sich hier nicht viel. Es ist flach und ab und zu fahren wir mal über einen Hügel. Es gibt viel Sand, kleine mintgrüne Sträucher, Salzlaken, Skorpione, Taranteln, Fliegen, Mücken und natürlich auch Kamele, Esel, Pferde, Kühe und Schafe. Es ist wieder sehr heiß, bis zu 42 °C im Schatten. Wir mussten gegen 15 Uhr stoppen, haben unsere Zeltunterlage aufgespannt und sind erst gegen 18 Uhr weitergefahren. Es ist einfach zu heiß in dieser Zeit, um fahren zu können. Wir machten nach 90 km Schluss und warten das es dunkel wird.
Wir haben Arthur kennen gelernt. Er ist Deutsch-Kasache, lebt jetzt in Almaty und ist LKW-Fahrer. Er hat uns versprochen, jeden Abend anzurufen und uns bei Sprachproblemen zu helfen. Er möchte uns eine günstige Unterkunft in Almaty besorgen und hat uns schon mal die Nutzung seiner Waschmaschine angeboten.

Hier ist Falk beim kochen, "Es gibt Reis" :) (mit Tomaten)
Von Cross-Eurasia

Montag, der 06.07.2009, 20 Kilometer vor Baikonur

[Falk] Wir kommen im Moment ganz gut voran. Den zweiten Tag nacheinander knacken wir die 90-km-Marke. Es ist zwar immer noch viel Wind, aber wir sind mittlerweile so fit, dass uns das nicht mehr so viel ausmacht wie am Anfang. Heute sagte Katja: „Meinetwegen können wir noch weiter fahren“. Und das nach 95 km... Wir können nur hoffen, dass es so bleibt und nicht wieder solche Straßen kommen wie vor Aralsk. Überhaupt gefällt uns Kasachstan immer mehr. Manchmal können wir in der Landschaft sogar etwas Schönes erkennen. Die Leute nach Aralsk sind wesentlich entspannter als im Nordwesten des Landes. Wenn wir auf dem Boden sitzen und Pause machen, setzen sich die Leute dazu und versuchen, mit uns zu sprechen. Wir bekommen z.B. auch kaltes Wasser von den Autofahren gereicht. Vor Aralsk war viel Skepsis und Abneigung zu spüren. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es uns jetzt besser geht, als noch vor ein paar Tagen und wir entspannter auf die Leute zugehen können.

Von Cross-Eurasia

Wir merken mittlerweile, dass wir die ersten in diesem Jahr sind, die hier lang kommen. Seit Kasachstan waren die vier aus dem Hotel immer vor uns und die Leute erzählten uns von den Begegnungen mit ihnen. Momentan sind wir vorne und fragen, ob noch jemand vor uns ist. Dem scheint aber nicht so.

Sonntag, der 05.07.2009, fünf Kilometer vor der Kreuzung nach Qamystybas

[Falk] Die anderen Radfahrer aus dem Hotel in Aralsk wollen den gleichen Weg fahren wie wir. Das ist einfach so, weil es hier nicht allzu viele Wege gibt. Leider sind die heute alle nicht aus dem Knick gekommen, so dass wir alleine gestartet sind. Die haben einen echten Fehlstart hingelegt und sind erst gegen 15 Uhr los gekommen. Da wir heute 93 km gefahren sind, werden wir die heute wahrscheinlich nicht mehr sehen. Vielleicht treffen wir uns morgen wieder. Der Tag heute war ganz okay. Die Straße war sehr gut und trotz Gegenwind sind wir sehr weit gefahren.
Gestern hatte ich unsere Kette in Benzin eingelegt und nach zehn Minuten wieder rausgefischt. Es kamen aus sechs Meter Kette ein Sand-Öl Satz von ca. zwei Zentimetern auf dem Boden des Eimers heraus. Dann habe ich die Kette an einem Baum aufgehangen und trocknen lassen, wieder geölt und ordentlich gefettet. Jetzt geht alles wieder einfach und surrt wie neu.

Von Cross-Eurasia

Das nächste große Ziel ist Baikonur. Ich denke, in zwei, drei Tagen werden wir diesen Ort erreicht haben. Leider ist diese Stadt russisches Territorium. Somit werden wir sie wahrscheinlich nicht betreten können, da wir kein gültiges Visum besitzen. Aber vielleicht können wir das Cosmodrom von der Straße aus sehen.

Samstag, der 04.07.2009, Pausentag in Aralsk

[Katja] Der gestrige Tag wurde von uns allen feucht fröhlich beendet. Somit fiel uns das Aufstehen heute Morgen äußerst schwer. Es gab kein wenn und aber, denn wir hatten heute eine ganze Menge zu tun. Falk stiefelte erst einmal mit meinem Sitz zum Bazar, um dort eine Werkstatt ausfindig zu machen. Nach zwei Stunden kehrte er mit leeren Händen, aber erfolgreich zurück. Der Handhalter wird an den Sitz geschweißt und 17 Uhr konnte Falk ihn wieder abholen. Er hatte einen Kasachen gefunden, dem er klar machen konnte, was wir benötigen. Dieser Kasache namens Garbit organisierte alles und half bei der Kommunikation mit der Werkstatt. Garbit kommt aus Almaty. Er hat uns angeboten, die ersten Tage in Almaty mit ihm zu verbringen. Er würde uns ein günstiges Hotel suchen und uns die Stadt zeigen.
In der Zwischenzeit kümmerte er sich um die Reinigung unserer stark verschmutzten Kette. Ausserdem hat er die GPS-Halterung sehr professionell repariert. Wir hoffen jetzt, dass diese noch eine Weile hält. Ich habe die Packtaschen vom Sand befreit und die Löcher, die beim Sturz entstanden sind, repariert und so ziemlich alles gereinigt, was wir in unseren Taschen so haben. Das ist echt so einiges und alles war voller Sand. Der Tag heute war sehr anstrengend, wir denken dass wir zwei Drittel erledigen konnten. Den vorderen Forumslader und den Hänger-Gepäckträger müssen wir noch instand setzen. Das hat jetzt aber nicht die höchste Priorität.
Wir haben einige Anfragen wie es uns denn so geht, ob alles okay ist und ob wir uns bei unseren Stürzen weh getan haben. Also, mit uns ist alles in Ordnung. Meinen Arm hat es ein bisschen erwischt, dieser ist aber schon fast wieder abgeheilt. Ich muss jetzt halt wieder Vertrauen in Falks Fahrkünste gewinnen, aber das passt schon. War halt eine blöde Situation. Rein körperlich, außer dass wir fertig sind, passt alles. Die letzten Tag waren psychisch doch ganz schön aufreibend. Wir waren beide sehr angespannt und mussten uns einige Male wieder auf den Boden zurückbringen. Wir denken aber, dass jetzt alles passt und hoffen, dass die Straßen endlich besser werden.

Von Cross-Eurasia

Heute Abend waren wir noch am ehemaligen Hafen. Wenn man sich überlegt, dass wir jetzt noch 100 km vom Wasser entfernt sind und die Grundlage der Menschen hier früher das Fischen war, stellen wir uns die Frage, von was die Menschen jetzt hier eigentlich leben. So mitten in der Wüste.

Freitag, 3. Juli 2009

Freitag, der 03.07.2009, Aralsk

[Falk] Wir haben es geschafft, wir sind in Aralsk. Was für aufreibende sieben Tage bis hier her. Kaum sind wir angekommen, erfahren wir von vier deutsch-sprechenden Radtouristen - zwei aus Deutschland und zwei aus der Schweiz - die im selben Hotel abgestiegen sind. Die einen fahren nach Vladivostok, ein anderer nach Tibet und noch einer nach Indien. Na ja, und wo sollte man sich denn sonst treffen, wenn nicht hier. Seit einiger Zeit haben wir von den vieren gehört. Jetzt haben wir sie eingeholt und sind ziemlich stolz. Okay, die haben hier jetzt vier Tage Pause gemacht und fahren morgen weiter. Wir freuen uns trotzdem. Jetzt gilt es schnell alle Infos von denen abzuholen und Teile für das Bike zu besorgen. Der Tag heute war unbeschreiblich geil. 90 km in einem 24er Schnitt und um 13 Uhr standen wir vor dem Hotel. Rückenwind und flach, warum nicht immer so? Hier gibt es Internet. Mal sehen ob's klappt. Große Freude ist bei uns ausgebrochen...

Von Cross-Eurasia

Mittwoch, der 01.07.2009, 25 Kilometer hinter der Kreuzung

[Falk] Heute begann der Tag mit einem Frühstück mitten in einer Kamelherde. Alles eigentlich ganz toll. Doch dann kam der Wind, natürlich von vorne. Dazu Berge - und wie soll es anders sein, wieder einmal schlechte Straße. Worst Case eben. Nach 56 km erreichten wir dann endlich diese Kreuzung. Da hatten wir uns schon sieben Stunden lang gequält. Wir trafen zu unserer Überraschung auf ein Café, in dem wir unsere Wasservorräte wieder auffüllen konnten. Dann schauten wir etwas verdutzt, als wir wieder zurück auf die Straße wollten. Da war einfach keine. Nur eine Baustelle und ein Sandweg. Warum haben die Leute seit 300 km gesagt, dass diese Straße besser ist als die, die wir fahren wollten? Viel schlimmer kann es nicht mehr werden als das hier:



Wir sind heute zweimal mit dem Fahrrad umgekippt. Hier ist Sand soweit das Auge reicht und wir müssen alle 500 Meter 100-200 Meter schieben. Das macht mit soviel Gewicht echt keinen Spaß. Zumal wir dabei schwitzen wie die Schw... und nicht voran kommen. Ich habe mir mein Knie verdreht. Somit wissen wir noch nicht, ob wir morgen weiterfahren bzw. -schieben können. Nach 84 km machten wir Stopp. Wir sind beide am Ende und haben keine Lust mehr.
Jetzt musste ich für eine Stunde das Tagebuchschreiben unterbrechen, denn hier ist ein Sandsturm losgebrochen. Innerhalb kürzester Zeit waren wir eingestaubt. Jetzt haben wir das Zelt aufgebaut und versucht, alles einzusammeln, was wir aus den Radtaschen geholt haben. Wir gehen schlafen und hoffen, dass wir morgen einen unserer Ausgänge benutzte können.

Donnerstag, der 02.07.2007, 85 Kilometer vor Aralsk

[Falk] Die Straße von gestern und heute war der Horror und zum Glück können wir mittlerweile in der Vergangenheit reden. Gegen 16 Uhr und nach 45 km in der übelsten Seuche, haben wir die als gut beschriebene Straße gefunden. Was für eine Erleichterung. Was für eine Ruhe. Dann kam Rückenwind dazu und wir sausten bis 20 Uhr auf 90 km. Keiner von uns beiden hatte heute daran geglaubt, noch so weit zu kommen. Plachoi darogge (schlechte Straße), genau diese Wörter werden wir nie vergessen. 600 km haben wir Straßen erlebt, die bei uns nicht mal von Traktoren befahren werden. Unser halbes Fahrrad hat es zerlegt. Heute stellte ich fest, dass die GPS Halterung gebrochen ist. Jetzt soll es dauerhaft gute Straße bis Almaty geben. Wir hoffen, dass der Rückenwind uns noch eine Weile erhalten bleibt und wir jetzt die verloren gegangene Zeit wieder aufholen können. Wenn wir morgen Aralsk erreichen, werden wir einen Tag Pause machen und unsere Sachen reparieren. Mal schauen, ob wir alles schaffen und mit voller Kraft weiterfahren können.
Mein Knie hielt heute gut. Es tut beim Laufen und beim Stehen weh, nur zum Glück nicht beim Fahren. Wir zelten heute wieder ungeschützt, denn hier gibt es halt keine Verstecke mehr. Alles ist flach, ohne Bäume oder Sträucher. Dazu kommt, dass gerade ein Gewitter aufzieht und es nun heftig stürmt.

Dienstag, der 30.06.2009, 75 Kilometer hinter Shalqar, 50 Kilometer vor einer Kreuzung

[Falk] 111 km - heute war ein schwerer Tag - aber auch ein guter. In den nächsten zwei Tagen müssen wir nun nur noch 130 km pro Tag fahren, um in zwei Tagen Aralsk zu erreichen. Das Problem ist, dass es auf diesen 335 km keine Infrastruktur, kein Café und keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. Es könnte sein, dass wir unterwegs mal eine Ansammlung von Häusern sehen, aber mehr ist wohl nicht drin. Das bedeutet, wir müssen viel Wasser mitnehmen. Also sind wir heute morgen 30 km äußerst schlechte Straße bis nach Shalqar gefahren und haben uns mit 40 Liter Wasser eingedeckt. In Shalgar mussten wir uns leider von unserem Kanadier trennen. Er hat ein Problem mit seinem Fahrrad und musste den Zug nehmen. Jetzt sind wir wieder alleine unterwegs. Unser großes Abenteuer ist jetzt hier richtig ernst geworden. Nach 75 km auf der Straße zu dieser Kreuzung, an der wir dann rechts abbiegen müssen, kamen gerade mal zwei Autos vorbei. Wir wollen uns mal nicht ausmalen was ist, wenn uns hier was passiert. Ihr, die ihr Daheim sitzt, könnt einfach zwei Tage nach vorne blättern. Für uns ist das hier und heute Realität. Hoffen wir einfach, dass das Wasser reicht und wir keine Kratze bauen.
Heute haben wir auf unserem Tacho die 5000 km voll gemacht und so langsam aber sicher kommen wir der Halbzeit der Reise nach Peking näher. Morgen werden wir hoffentlich bis 80 km hinter diese Kreuzung kommen. Dann haben wir es übermorgen nicht mehr soweit.

Von Cross-Eurasia

Wir trafen heute noch auf einen Motorradfahrer aus Sachsen, der von einem Wohnwagen begleitet wird. Die Jungs sind seit etwa einer Woche unterwegs und wollen bis Biskek. Na ja, mit dem Motorrad...

Montag, der 29.06.2009, 30 Kilometer vor Shalqar

[Falk] Die Unfälle von gestern haben wir noch nicht ganz verdaut. Wir fuhren heute sehr vorsichtig und es ist zum Glück nichts passiert. Allerdings mussten wir feststellen, dass einer unserer Wassersäcke, die Airsound und eine Radtasche beschädigt sind. Ich schätze ein Schaden von etwa 500 EUR. Die Radtasche und den Wassersack können wir wahrscheinlich flicken, aber um die Airsound ist es echt schade. Zum Glück sind wir weitestgehend unversehrt geblieben.
In drei Tagen erreichen wir hoffentlich Aralsk. Dort ist dann seit langem mal wieder mit einer gewissen Infrastruktur zu rechnen. Vielleicht kann ich da das Rad reparieren und es gibt dann auch mal wieder Internet.
Noch ein mal zu gestern. Wir sind durch eine Gebirgskette gefahren. Einheimische meinten, dass es hier Wölfe gibt und wir hier lieber nicht campen sollen. Nach zwei Stürzen hatten wir dann die Nase voll und hauten uns, 400 Meter entfernt von der Straße, hinter einen Hügel. Wölfe kommen den Menschen normalerweise nicht zu nahe und wenn, dann sind wir drei Personen. Auch vor den Menschen hier wurde uns seit 200 Kilometern immer mal wieder gewarnt. „Hier gibt es wilde Menschen die euch beobachten.“, hieß es. Als ob die Leute hier nichts anderes zu tun hätten, als drei abgerissene Weitreisende zu überfallen. Na ja, egal. Wir hatten schon ein wenig Angst und schliefen daher ohne Zelt, um die Umgebung besser wahrnehmen zu können. Die Nacht war dann durch einen wahnsinnig intensiven Sternenhimmel geprägt. Ich hörte auf einmal ein schnelles, tapsendes Geräusch von links nach rechts, dann ein hecheln. Ich fragte die anderen ob sie es auch gehört hatten. Beide verneinten diese Frage. Wir leben noch und wir haben die Nacht gut überstanden. Ich habe aber langsam genug von so viel Aktion.
Der Tag heute war wie seit 200 km von der schlechtesten Straße der bisherigen Tour geprägt. Es ist ein wenig wie in einer Käsereibe. Katja und Falk plus Tandem in die Reibe - und dann schön drehen. Mal schauen, was nach Kasachstan vom Equipment und von uns noch übrig ist.

Von Cross-Eurasia

Wir fragten heute den ganzen Tag über Leute, ob wir diese Straße weiter fahren können. Unsere Meinung: Wenn diese Wüste, die wir auf der Karte sehen, kommt, kriegen wir wieder massive Probleme mit Sand. Viele Leute bestätigten das und meinten, dass wir über Yrghyz ausweichen sollen. Das bedeutet leider 150 km Umweg. Und die Versorgungslage ist denkbar schlecht. Es gibt auf 330 km keine Infrastruktur, sondern nur eine Straße und auf ungefähr der Hälfte der Strecke, 30 km von der eigentlichen Route entfernt, einen kleinen Ort. Ich glaube, jetzt steht unsere härteste Prüfung bevor. Morgen wollen wir dann soweit wie möglich hinter Shalqar schlafen und dann Richtung Yrghyz fahren. Wir werden berichten wie es ist, mit 45 Liter Wasser zu fahren.

Sonntag, der 28.06.2009, 15 Kilometer vor Qotyrtas

[Falk] Was für ein Scheiß-Tag! Sorry für diesen Ausdruck. Heute Morgen sind wir schon spät aus dem „Bett“ gekommen. Dann wollten wir endlich los und liefen mit unserem Fahrrad Richtung Straße. Es knallte, wir schauten uns an, das Hängerrad hat es erwischt und ist sofort platt. Zu allem Übel hat eine Keramikscherbe einen drei Zentimeter langen Schlitz in den Mantel geschnitten. Ich klebte nun von innen und von außen einen Flicken gegen die Mantelwand und verstärkte von innen das Ganze mit Gaffa und einer zerschnittenen Telefonkarte. Wir hoffen, dass es eine Weile hält.
Dann hat es uns bei Kilometer 65, im Abstand von vielleicht fünf Minuten, zweimal bei voller Fahrt hingelegt. Das erste Mal ging uns das Hinterrad auf Rollsplit weg. Ich habe den einfach nicht sehen können. Krach und wir lagen auf der linken Seite. Nach einem kurzen Check, ob alles passt, stellten wir fest, das es Katjas Handhalter komplett aus den Angeln gerissen hat. Dazu kommt noch, dass Katjas Helm, den sie nicht auf dem Kopf hatte, völlig zerstört ist. Dieser hing beim Sturz am Handhalter. Der zweite Sturz war dann einfach nur noch Blödheit. Völlig aufgelöst vom ersten und dem Ehrgeiz, es so schnell wie möglich zu vergessen, ging uns diesmal das Vorderrad weg. Da mehr schon fast nicht mehr kaputt gehen konnte, schmerzte es nur noch wenig mehr. Es geht uns einigermaßen gut. Wir haben beide ein wenig Tapete lassen müssen. Nur dem Fahrrad hat es ganz schön zugesetzt. Ich weiß momentan noch gar nicht, wie ich das reparieren soll. Wir hoffen jetzt, dass der Sitz diesen Belastungen standhalten kann. Er hat jetzt zwei große Löcher. Unterwegs haben wir heute einen Kanadier kennengelernt. Jeff kommt aus Toronto und will auch nach China.

Von Cross-Eurasia

Er hat für Kasachstan aber nur ein Visum für einen Monat bekommen. Und das ist ziemlich stressig. Mal schauen wie lange wir mit ihm mithalten können. Bei diesen Straßen hier ist das sehr schwer.

Samstag, der 27.06.2009, 17 Kilometer vor Embi

[Falk] Eigentlich ein super Tag. Es hat die ganze Nacht geregnet und die Temperatur war dementsprechend niedrig. Als wir losfuhren, hatten wir leichten Gegenwind der sich nach 30 km in Rückenwind drehte. Seit langem mal wieder mussten wir nicht gegen den Wind ankämpfen. Bis Mittag hatten wir dann auch schon 50 km auf dem Tacho. Dann kamen auf einmal die ersten Regentropfen. Die Regenfront zog aber so langsam auf, dass wir immer im Nieselregen gefahren sind. Wir hauten noch mal richtig in die Pedale. Nach 74 km erwischte uns dann doch noch das richtig schlechte Wetter mit Windböen und heftigem Regen. Die letzten Tage hatten wir immer Temperaturen von bis zu 50 °C und jetzt waren es nur noch 15, gefühlte zehn. Durch den anderthalb Stunden lagen Nieselregen waren wir schon gut durchnässt, so dass uns der aufkommende Sturm die letzten Wärmereserven kostete. Leider war es dann auch schon zu spät für unsere Regenklamotten. Wir holten schnell unsere Plane raus und hüllten uns ein. Nach einer halben Stunde Kampf, Katja und Falk gegen das Wetter, waren wir völlig durchnässt und halb erfroren. Ein geeigneter Zeltplatz war auch nicht in Sicht. Wir haben jetzt das Zelt unweit der Straße aufgestellt und hoffen, dass diese Nacht alles klar geht. Glücklicherweise hat sich gegen 19 Uhr noch einmal die Sonne blicken lassen. Somit haben wir jetzt wenigstens wieder trockene Kleidung.

Von Cross-Eurasia

Gestern Abend haben wir eine weitere Erfahrung sammeln dürfen. In Atyrau haben wir Salz gekauft. Besser gesagt waren wir zumindest der Meinung, dass dies welches ist. Gestern Abend kochten wir dann seit langen mal wieder Nudeln à la Falk und Katja. Wasser angesetzt, Salz rein, und dann warten bis die Dinger gar sind. Dazu Ketchup, Käse und fertig. Wir fingen an mit essen. „Katja, da fehlt Salz!“. „Ich habe aber welches rein gemacht.“ Ich nahm also das „Salz“ und haute noch mehr davon rein. Salziger wurde es dennoch nicht. Dafür wurde es ein wenig zu Pampe. „Da fehlt immer noch Salz!“. Also noch mehr davon in den Topf. Es wurde noch pampiger. „Das ist kein Salz.“ Ich probierte und schmeckte, dass es vielleicht etwas salzig ist. Katja probierte das „Salz“. „Ich denke, das ist schon Salz. Es schmeckt ein wenig salzig.“ Also noch mehr davon in den Topf. Jetzt waren die Nudel nicht mehr genießbar, da sie zu einer zähen, ungesalzenen und ekelhaften Masse mutiert sind. Jetzt ging uns Licht auf. Das war Soßenbinder, der ein wenig salzig war. Na ja, wer die Sprache kann, ist eben klar im Vorteil...

Freitag, der 26.06.2009, Pausentag in Qandyaghash

[Falk] Wir sind platt, unsere Muskeln sagten heute definitiv Nein zu jeglichen Bewegungen. Dennoch quälten wir uns heute morgen aus den Federn, um unserem Freund Alexsej auf Wiedersehen zu sagen. Es ist uns wirklich nicht leicht gefallen, so einen netten, sympathischen und freundlichen Traveler zu verabschieden. In den letzten Tagen mussten wir uns nicht mit Wörterbüchern oder unserem Zeigebuch herum ärgern. Das Einkaufen ist eben deutlich einfacher, wenn man verstanden wird. Sei's drum, wir haben es ja auch bis hierher geschafft und wir werden es auch weiterhin meistern. Alexsej wird in der nächsten Zeit auch noch in die Situation kommen, in Länder zu fahren, in denen er nicht verstanden wird. Davor hat er auch ein wenig Bange, wie er uns gestern versicherte.
Heute Mittag gingen wir dann auf den örtlichen Markt, um unsere Vorräte aufzufüllen. Auf der Einkaufsliste standen einige Dinge, die wir dringend benötigen. Meine Kette vorn hat sich auf Grund der Wärme ausgedehnt, deshalb und durch den Verschleiß ist sie etwas länger geworden. Das verursacht dann ein lautes Klicken, da die Kette an den Rahmen anschlägt. Mein Kettenspanner hat aber nur eine Stellung. Wir mussten also eine Feile organisieren, um eine zweite Kerbe zu schnitzen. Dann haben wir an unserem Hänger 15er Schrauben und ich habe vergessen, einen solchen Schraubenschlüssel mitzunehmen. Wenn man dann noch, wie beschrieben, eine Panne hat, ist das durchaus blöd. Zum Glück war Alexsej dabei, der hat einen verstellbaren Schraubenschlüssel (was für eine geniale Erfindung). So einen besitzen wir jetzt auch. Ich habe gleich unsere anderen Schraubenschlüssel aussortiert. Seit der Ukraine suche ich auch schwarze Farbe für unseren neuen Ständer. Bis jetzt konnten wir keine geeignete finden. Die haben wir auch organisieren können. Durch die Erschütterungen der letzten Tage haben sich gleich zwei Kabelbrüche ereignet, die wir dringend vor unserer Weiterfahrt reparieren müssen. Ohne diese Reparatur ist unsere Stromversorgung nicht gewährleistet. Also Lötkolben kaufen - zwei EUR, Lötzinn - 50 ct, Colofonium - 50 ct. Das alles gibt es aber nicht an einem Stand. Wir waren an insgesamt vielleicht sechs oder sieben und immer die gleiche Geschichte. Ein neues Chinch-Kabel hat dann noch einmal zwei EUR gekostet. Nach einer Stunde Bastelei war alles geflickt. Dann haben wir in letzter Zeit festgestellt, dass wir in Hotels oder ähnliche Unterkünften meist kein warmes Wasser bekommen. Wir können natürlich unseren Benzinkocher nicht in geschlossenen Räumen benutzen, daher war es immer eine Herausforderung, warmes Wasser zu bekommen. Jetzt haben wir uns einen super leichten Miniheizstab geholt. Dieser funktioniert erstaunlich gut und ist auch zum Kochen von Nudeln geeignet.
Weitere Dinge auf unserer Einkaufsliste:
Kettenfett, Brot, Käse, Ketchup, Eier, Obst, Waschmittel, Sandpapier, Feuchtigkeitstücher, eine luftige lange Hose und ein langes luftiges Hemd für Falk. Außerdem einen neue Unterhose für Katja (die alte war durchgewetzt).
Dies alles haben wir heute organisieren können, bis auf Trockenmilch. Ich möchte damit nur mal mitteilen, was wir so machen, wenn wir Pause haben... Den Rest des Tages habe ich am Fahrrad geschraubt.

Von Cross-Eurasia

Katja hat in dieser Zeit unsere Wäsche per Hand gewaschen.
Morgen geht es dann weiter Richtung Aralsk. Hoffentlich können wir dort wieder mal ins Internet gehen. Hier war es leider nicht möglich einen Hotspot oder ähnliches zu finden. Vielleicht kann Alexsej, wenn er in Atöbe Internet hat, unsere Daten Richtung Heimat senden.
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