Samstag, 19. September 2009

Samstag, der 19.09.2009, Yongchang

Heute wird es also noch einmal richtig hoch gehen. Wir gehen davon aus, dass es knapp unter 3000 Meter sein werden. Wir können es leider nicht besser auf unserer Karte sehen. Ich haue extra viel Hafer in die Milch, denn das nächste Kaff ist leider ungefähr 80 km entfernt und bis dahin erwarten wir nicht viel. Beim Zeltabbau fängt es an zu nieseln. Kein gutes Omen für den Tag, vor allem wenn es so hoch geht. Als wir losfahren merken wir, dass uns der Wind als dritter Mann von hinten heute wohl gesonnen ist. Es ist das erste Mal seit wir in China sind, dass der Wind beim bergauf Fahren von hinten kommt. Es ist zwar nicht viel leichter, aber man merkt es schon deutlich an der Durchschnittsgeschwindigkeit. Nach ungefähr 20 km merken wir, dass es deutlich abkühlt. Gestern Abend saßen wir noch kurzärmelig da und heute Morgen waren es nur sechs Grad. Jetzt geht es schon gegen Null. Der Niesel wird auf den nächsten zehn Kilometern langsam zu Schnee. Wir erreichen die 2500-Meter-Marke und es schneit nur noch. Wir entscheiden, den Berg ohne Jacke hoch zu fahren. Wir sind noch warm und wollen erst den Berg runter in unsere Winterkleidung schlüpfen. Bei 2581 stoppt der Höhenzähler vom GPS und ich sehe die Abfahrt. Wir packen unsere Jacken aus und ziehen sie schnell an. Es gibt nichts schlimmeres, als in den Bergen zu frieren. Bei einer 30 km Abfahrt wäre es auch leichtsinnig, nur im Fleece zu fahren. Als wir mit Umziehen fertig sind, fängt es richtig an zu schneien und der Wind frischt noch mehr auf. Wir müssen schnell weiter bevor es uns hier einschneit und wir nicht mehr fahren können, da zu viel Schnee auf der Straße liegt. Die ersten km auf der Abfahrt sind eine echte Erholung - auch bei diesem Wetter. Dann kommen wir wieder unter die 2500er Marke. Der Schnee wird zu Regen. In Kasachstan ist uns bei einer blöden Aktion unser Regenabweiser vom Schutzblech abgebrochen. Da hat es uns wenig, mangels Regens, interessiert. Doch jetzt wird Katja am Hintern und den Beinen übelst nass. Und ich bekomme den ganzen Mist von vorne ab. Wir kühlen auf der Abfahrt richtig aus. Nach 20 km reden wir kurz miteinander, dass, wenn wir eine Möglichkeit zum Rausfahren sehen, sie ohne zu zögern nutzen und das Zelt aufbauen. Aber die Autobahn ist wieder zu perfekt. Es gibt keine Möglichkeit. Nach 30 km Abfahrt erkennen wir, dass es wieder ein wenig bergauf geht. Zum Glück wird uns dabei etwas warm, es nieselt nur noch und der Wind hat nachgelassen. Trotzdem - das ist schon ganz schön hart heute... Nach vier Kilometer bergauf sind wir so warm, dass wir uns eine kurze Pause gönnen. „Falk, wir haben schon wieder einen Platten am Hänger.“ Ohne Worte!
Ich bekomme meine Finger nicht mal mehr aus den Handschuhen. Wir fummeln irgendwie die Pumpe aufs Ventil. Ich pumpe schnell auf drei Bar auf und wir fahren weiter. „Falk, ich glaube wir haben einen Platten am Hinterrad.“ „Nee oder?“ Wir halten an und checken alles. Falscher Alarm. Das Hinterrad ist ok, nur der Mantel vom Hängerrad hat sich von der Felge gelöst. Einmal durchatmen bitte, bei der Kälte alles vom Bike abbauen, das Hinterrad ausbauen usw. usw., eine Katastrophe!! Wir fahren weiter und erreichen endlich diese Stadt. Schnell ins Hotel und noch schneller unter die Dusche. Was für ein Tag. Ich muss mir jetzt erst einmal das platte Rad anschauen, ob da noch was zu retten ist.

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